エピソード

  • Die kalte Verwaltung
    2025/07/10

    Die Verwaltung des 21. Jahrhunderts erscheint effizient, digitalisiert, technikgetrieben. Sie beansprucht Neutralität – und verkennt ihre Rolle als Machtinstrument. Was Max Weber als „legale Herrschaft durch Bürokratie“ beschrieb, erfährt heute eine digitale Transformation. Im neoliberalen Kapitalismus wird die Verwaltung zum Exekutor ökonomischer Steuerungslogiken – optimiert auf Kontrolle,Sparsamkeit und verwertbare Daten. Nicht mehr Fürsorge, sondern Output dominiert das Verhältnis zwischen Staat und Bürger:in.

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    12 分
  • Man schießt nicht auf Richter
    2025/07/08

    In der Juli-Ausgabe Nr 13/2025 analysiert Holger Elias im Ossietzky die politische und mediale Kampagne gegen das Verwaltungsgericht Berlin, das mehrere Zurückweisungen von Geflüchteten an der Grenze für unionsrechtswidrig erklärt hat. Statt rechtsstaatlicher Debatte erleben wir die nächste Eskalationsstufe einer neuen Machtlogik: Innenminister Dobrindt spricht von „Einzelfällen“, rechtspopulistische Medien diffamieren die Richter als „grün unterwandert“, während Gewaltandrohungen nicht lange auf sich warten lassen.

    Der Essay beleuchtet, wie rechtliche Klarheit von politischer Rhetorik ausgehöhlt wird – und was das über den Zustand unserer Demokratie sagt. Zwischen Populismus, Fiktionen von Zuständigkeiten und einer Exekutive, die ihre Grenzen nicht kennt, steht nicht weniger zur Debatte als die Unabhängigkeit der Justiz. Carl von Ossietzky warnte: „Man schießt nicht auf Richter.“ Heute müssen wir ergänzen: Man delegitimiert sie nicht. Oder man riskiert den Rechtsstaat.

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    12 分
  • Die Banalisierung des Gehorsams – Warum wir töten, obwohl wir denken können
    2025/07/02

    In der siebten Folge des gesellschaftskritischen Podcasts „Störfrequenz“ begibt sich Holger Elias auf eine eindringliche Erkundung eines Phänomens, das im Schatten unserer Selbstbilder gedeiht – dem modernen Gehorsam. Nicht jener, der in martialischen Befehlen oder dröhnenden Parolen daherkommt, sondern dem leisen, organisierten, funktionalen Gehorsam. Der Gehorsam, der nicht als Befehl erkannt wird – und gerade deshalb so wirksam ist.

    Diese Episode ist keine historische Rückblende, sondern eine sezierende Analyse der Gegenwart. Ausgangspunkt ist die berühmte These Hannah Arendts über die „Banalität des Bösen“ – entwickelt im Prozess gegen Adolf Eichmann –, die hier nicht als museale Mahnung, sondern als beunruhigend aktuelles Diagnoseinstrument gelesen wird. Elias entwirft eine kritische Kartografie des alltäglichen Gehorchens: in Laboren, in Amtsstuben, auf Schulhöfen und in Konzernzentralen. Und er fragt: Wie viel von Eichmann steckt im Callcenter-Mitarbeiter, der die Mahnsperre nicht aufheben kann, weil „das System“ es nicht vorsieht? Was verbindet die Bürokratin, die einen Abschiebungsbescheid unterschreibt, mit dem Versuchsleiter, der freundlich zum Käfermord auffordert?

    Im Zentrum der Folge steht das sogenannte „Object Destruction Paradigm“ (Götz, Mitschke & Eder, 2023) – ein psychologisches Experiment, bei dem Proband:innen dazu aufgefordert werden, einen lebendigen Käfer vermeintlich zu schreddern. Das Ergebnis ist ebenso klar wie erschütternd: 96 Prozent gehorchen, wenn die Anweisung als Befehl formuliert wird. Die Gewalt beginnt hier nicht mit einem Schrei, sondern mit einem neutralen Satz. Nicht die Aggression, sondern die Formalität ist das Einfallstor der Grausamkeit.

    Der Podcast entfaltet diese Erkenntnis in sechs eindrucksvoll komponierten Essays, die die verschiedenen Gesichter des Gehorsams ausleuchten:

    „Befehle ohne Ausrufezeichen“ analysiert die neue, weichgespülte Sprache der Macht.
    „Ein Käfer stirbt leise“ fragt, was es über unsere Gesellschaft aussagt, wenn Gewalt durch höfliche Aufforderung legitimiert wird.
    „Der Mensch als Funktionsstelle“ beschreibt die Bürokratie als Matrix moderner Gewalt – effizient, gesetzeskonform, aber entmenschlichend.
    „Die Dressur der Demokratie“ zieht die Linie vom Gehorsam des Einzelnen zum Systemzwang einer marktkonformen Gesellschaft.
    „Ausbruch aus der Folgsamkeit“ zeigt, dass Widerstand kein Spektakel sein muss, sondern mit einem schlichten „Nein“ beginnt.
    – Und der Epilog verdichtet all dies zur These: Gehorsam ist keine Tugend. Sondern ein Risiko.

    Elias gelingt es, analytische Schärfe mit moralischem Ernst und sprachlicher Eleganz zu verbinden. Die Folge ist durchzogen von pointierten Zitaten – Tucholsky, Arendt, Mühsam, Fraser, Luhmann – und verzichtet doch nie auf den Blick für die alltägliche Lebensrealität. Der Hörer begegnet hier keiner didaktischen Belehrung, sondern einer Einladung zum Denken, Zweifeln, Innehalten. Was „Störfrequenz“ in dieser Episode bietet, ist nicht nur Aufklärung, sondern auch ein Impuls zur Selbstreflexion: Wo bin ich Teil des Problems? Und wie könnte ich Teil einer anderen Praxis werden?

    Diese Folge ist relevant für all jene, die sich mit Macht, Moral, Verwaltung und Demokratie kritisch auseinandersetzen wollen – ob als Sozialwissenschaftler:in, als Aktivist:in, als politisch wacher Mensch. Sie eignet sich gleichermaßen als diskussionsauslösender Beitrag in Bildungszusammenhängen wie als essayistische Meditation für das eigene Nachdenken.

    Ein Hörerlebnis für Unbequeme. Und für alle, die es werden wollen.

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    29 分
  • Verbrannte Verträge – und Europas gefährliches Schweigen
    2025/07/01

    Am 30. Juni 2025 veröffentlichte das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) einen Bericht, der eine schallende Ohrfeige für die Selbstwahrnehmung europäischer Außenpolitik darstellt. Der Titel ist nüchtern, der Inhalt eine diplomatische Anklageschrift: „Europe should help repair the damage to non-proliferation and international law from the attacks on Iran“.

    In sachlicher Sprache seziert das Autorenteam um Dr. Wilfred Wan die Angriffe der USA und Israels auf iranische Atomanlagen vom 22. Juni 2025 – und kommt zu einem klaren Schluss: Es war ein Angriff ohne rechtliche Grundlage, der das internationale Nichtverbreitungsregime massiv beschädigt hat. Europa habe, so SIPRI, nicht nur geschwiegen, sondern mit seinem Verhalten zur Erosion des Völkerrechts beigetragen...

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    10 分
  • Schattenjagd – Der Uran-Deal, der keiner war
    2025/06/30

    In der Nacht zum 22. Juni 25 starteten amerikanische Tarnkappenbomber einen koordinierten Angriff auf Irans geheime Nuklearanlagen. Die Welt hielt den Atem an. Doch was blieb, war Staub. Und Zweifel. Kein Uran, keine Beweise, kein Funke der Beruhigung.

    Statt Klarheit beginnt nun ein geopolitisches Versteckspiel: Wo ist das Uran – wenn es überhaupt jemals da war? Werprofitiert vom Angriff ohne Fund? Und welchen Preis zahlt die Welt für eine Politik, die Sicherheit behauptet, aber Eskalation produziert?

    In der neuen Folge von Störfrequenz gehen wirder Frage nach, was passiert, wenn sich westliche Militärmacht auf ein Phantom stützt – und ob mit diesem Schlag ein neuer globaler Präzedenzfall geschaffen wurde: Der Krieg gegen das Mögliche.

    Basierend auf einer Reuters-Recherche vom 29.Juni 2025.

    Quellenübersicht:

    • Reuters (29. Juni 2025):
      US strikes on Iran’s nuclear sites set up cat-and-mouse hunt for missing uranium
      Link: https://www.reuters.com/world/europe/us-strikes-irans-nuclear-sites-set-up-cat-and-mouse-hunt-missing-uranium-2025-06-29/

    • Ergänzende kontextuelle Hinweise auf frühere Angriffe, iranische Reaktoranlagen (Fordow, Natanz) sowie UN-Inspektionsberichte laut öffentlich zugänglicher Agenturmeldungen bis zum Stichtag 29. Juni 2025.

      Redaktion der Sendung: Holger Elias

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    7 分
  • Künstlichkeit, Krieg und Kritik - Störfall Hochschule
    2025/06/29

    Zivilcourage statt Zwangskooperation: Während Big Tech mit dem Militär fusioniert und Hochschulen zur verlängerten Werkbank sicherheitspolitischer Interessen werden, setzt eine kleine Medienhochschule in Köln ein Zeichen: Die KHM verpflichtet sich per Zivilklausel zu friedlicher Forschung – gegen den Trend, gegen die Logik, gegen die Gleichgültigkeit.

    In einem ausführlichen Beitrag analysiere ich diese Entscheidung als politischen Störfall in NRW – und als dringenden Weckruf für eine neue Debatte um Verantwortung in Forschung, Technik und Kultur.

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    21 分
  • Medien: Verwertungslogik statt Öffentlichkeit
    2025/06/28

    Es gibt Bücher, die sich nicht in die Gegenwart einschreiben, sondern sich ihr mit dem Skalpell nähern. Manfred Knoches »Critique of the Political Economy of the Media« ist ein solches Werk: weniger Monografie als Seziermesser, das die Oberfläche kapitalistischer Medienrhetorik aufschlitzt, um die darunterliegenden Verwertungsimperative sichtbar zu machen. In einer Zeit, in der selbst medienkritische Diskurse allzu oft an der Oberfläche der Empörung verharren, schafft Knoche einen systemanalytischen Tiefgang, der den herrschenden Medienbetrieb nicht als Betriebsunfall, sondern als logische Konsequenz kapitalistischer Produktionsverhältnisse rekonstruiert. Dieses Buch ist kein Appell – es ist ein analytisches Manifest.

    Die Angaben zum soeben besprochenen Buch: Knoche, Manfred: Critique of the Political Economy of the Media: Foundations and Applications, London: University of Westminster Press 2025.

    Anmerkung: Der Beitrag "Medien: Verwertungslogik statt Öffentlichkeit" von Holger Elias erschien in der Zweiwochenschrift »Ossietzky«, Ausgabe Nr. 122025.

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    11 分
  • Genozid in Südafrika?
    2025/06/28

    Es begann – wie so oft – im Oval Office. Einem Raum, der einst das demokratische Rückgrat der Welt symbolisierte, heute aber eher als begehbares Requisit einer globalen Reality-Show dient, in der Donald Trump Regie führt, Hauptrolle spielt und sich selbst dabei beim Applaudieren zusieht.

    Diesmal auf dem Spielplan: White Genocide in South Africa,ein reißerischer Polit-Thriller, produziert von Telegram-Kanälen, inszeniert vom rechten Rand und uraufgeführt – natürlich – auf dem Teppich der Macht in Washington. In der Hauptrolle neben Trump: Cyril Ramaphosa, Präsident der Republik Südafrika, Statist wider Willen in einem Spukstück kolonialer Umkehrfantasien.

    Die Lichter gingen aus im Oval Office. Nicht metaphorisch –sondern buchstäblich. Trump ließ dimmen, um ein Video zu zeigen: weiße Holzkreuze, gestapelte Zitate, mal aus dem Kontext gerissen, mal ganz ohne. Es war eine Montage, wie sie sonst nur von verschwörungsgläubigen Telegramisten oder von Fox-News-Spätformaten verwurstet wird. Die Botschaft: Der weiße Mann stirbt – und keiner schaut hin...

    Genozid in Südafrika? – Der Artikel von Holger Elias erschien in der Zweiwochenschrift »Ossietzky«, Ausgabe Nr. 11 – 2025.

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    12 分