Neue Folge – München, deine Straßen:
„Kaulbachstraße 15 – Kunst, Klänge & kalte Keller“
Ein verwaschenes Foto aus dem Münchner Stadtarchiv führt uns direkt hinein in ein Haus mit
Geschichte. Und was für eine: Die Villa Kaulbach – heute Sitz des Historischen Kollegs München –war Bühne, Wohnort, Rückzugsort und Prestigeprojekt eines der erfolgreichsten Maler der
Prinzregentenzeit: Friedrich August von Kaulbach.
🎨 In dieser Episode entdecken wir sein ehemaliges Wohnhaus: ein Ort zwischen Porträts in
Pariser Rüschen, einem goldglänzenden Musikzimmer und einer hölzernen Treppe, die einst klang
wie die Bühne eines Künstlerlebens.
🎻 Wir begegnen Frida Scotta, gefeierte dänische Violinistin und Kaulbachs zweite Frau, die sich
im Porträt nicht nur abbilden, sondern als Persönlichkeit inszenieren lässt – mit Hut, Haltung und
einem Blick, der sagt: „Ich weiß, wer ich bin.“
🏛 Dr. Carlos Haas vom Historischen Kolleg zeigt uns, was erhalten blieb – von antiken
Marmorsäulen bis zur Kassettendecke aus echtem Leder. Und er verrät, wie Kaulbach sich mit
bitterbösen Karikaturen ein zweites, weniger öffentliches Ich erschuf. Ein Künstler zwischen
Hochkultur und Satire.
🪦 Doch das Haus erzählt auch von Abschied: 1929 wird die Villa mitsamt Kunstsammlung
versteigert. Käufer: das Corps Bavaria – eine traditionsreiche Verbindung zwischen Aufklärung,
Widerstand und NS-Verstrickung.
⚔ Nur sieben Jahre später zieht der nächste Nutzer ein: Adolf Wagner, NSDAP-Gauleiter,
Innenminister, Pogrom-Organisator – und enger Vertrauter Hitlers. Die Villa wird zur Bühne der
Macht: mit eigenem Radiosender, Bunker unter dem Garten und Musikdarbietungen im prunkvollen
Saal. Homeoffice im Dritten Reich.
📻 Nach 1945 übernimmt der US-Sender AFN (American Forces Network) das Gebäude. Statt
Nazi-Propaganda: Swing, Jazz und amerikanischer Slang. Die Villa wird ein akustisches Fenster zur
Freiheit – für viele Jugendliche das erste Mal Pop, Rhythmus, Vielfalt.
🏚 Als die Amerikaner 1980 gehen, steht das Haus kurz vor dem Verfall. Doch dann: Rettung. Mit
politischer Rückendeckung, privater Förderung und viel Engagement wird die Kaulbach-Villa zum
heutigen Historischen Kolleg – ein Ort der Forschung, des Erinnerns und der stillen Kraft.
Aus dem Atelier wird ein Festsaal. Aus einem Künstlerhaus ein Machtzentrum.
Aus Geschichte: ein Spannungsfeld zwischen Glanz, Gewalt und Erinnerung.
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