Der Mann, mit dem wir uns diesmal zum Ende der Freibadsaison im Kreuzberger Prinzenbad treffen, ist in seinem Job so richtig mit Herzblut unterwegs. Dabei ist dieser Job alles andere als ein Spaziergang: Ricardo Haas ist der Betriebsleiter der Berliner Bäderbetriebe, zuständig für alle 67 Bäder, für Personal, Marketing, Sicherheit, Wasserflächenmanagement, Gewerke … eben praktisch alles. Und wer wie wir die Berliner Bäder kennt, weiß, was das für eine immense Verantwortung bedeutet.
Aber dass ihm da was schwer auf den Schultern läge, diesen Eindruck macht der 41jährige überhaupt nicht. Seit Sommer 2024 ist er bei den BBB, er hat sich diesen Job wirklich gewünscht, erzählt er uns. Gerade weil eben immer was los ist und viele Herausforderungen warten. Natürlich sei es immer wieder ein schwieriger Spagat zwischen all den Plänen, die er möglichst gut und schnell umsetzen will - und dem Geld, was immer hinten und vorne nicht reicht. Aber jetzt könnte es zumindest für einige Vorhaben ordentlich Geld geben - der Berliner Senat will nämlich mit dem so genannten Klimapakt die Landesunternehmen beim Erreichen ihrer Klimaziele unterstützen. Noch hat das Parlament es nicht beschlossen. Aber wenn alles gut geht, könnten die Bäderbetriebe dafür bis 2030 rund 200 Millionen Euro extra bekommen. Bedeutet: Bäder, die schon lange darauf warten, könnten endlich saniert werden.
An den langen Baustellen und ewig geschlossenen Bädern wie beispielsweise dem Paracelsus-Bad ändert das aber erstmal leider nichts. Hier gebe es einfach Probleme, die nicht immer vorhersehbar sind, erzählt er uns. Besonder hakelig: der Denkmalschutz. Da müssen beispielsweise Fliesen her, die es schon lange nicht mehr gibt. Das mache das Ganze aufwendig und teuer.
Auf die zurückliegende Freibadsaison schaut auch Haas mit gemischten Gefühlen. Es war einfach zu kalt. Auch im Wasser. Ob das im nächsten Jahr anders wird, lässt er sich allerdings noch nicht so richtig entlocken. Wir sind trotzdem vorsichtig optimistisch: Da wurde was verstanden.
Auch über die aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen will Haas nochmal nachdenken. Schließlich solle so ein Bad ja ein Ort des Vergnügens sein und keine Türsteher brauchen. Insgesamt sieht er bei der Vermarktung der Bäder noch ordentlich Luft nach oben - so eine Kampagne, wie die BVG oder die BSR sie seit Jahrzehnten machen, würde den Bädern sicher auch nicht schaden, findet er.
Vorstellbar wäre für ihn auch der Einsatz von KI, um die Schwimmmeister:innen bei der Aufsicht der Badenden zu unterstützen, so genannte Anti-Ertrinkungssysteme. Allerdings - auch das geht nicht einfach so, sondern muss technisch vorbereitet werden. Und dann ist da noch der Datenschutz, weil diese KI eben auch Bilder macht. Ihr Einsatz wird aber zumindest in den Bädern, die gerade saniert werden, bereits vorbereitet. Interessant: Wenn es irgendwann kommt, dann zunächst in Hallenbädern. Für Freibäder ist KI noch nicht wirklich optimal, erzählt er uns.
Bei den Preisen ist Haas ganz klar. Er versteht, dass viele die Unterteilung der Bäder in Kategorien nicht nachvollziehen können - aber die Preise seien seit 2017 nicht mehr erhöht worden, das musste jetzt einfach sein, sagt er. Und für alle, die es noch nicht entdeckt haben - so wie wir - bis das so genannte Abo-Modell Ende des Jahres die Jahreskarte endgültig ablöst, gibt es eine Monatskarte - für 38 Euro (erm. 30 Euro), gültig für alle Bäder.
Die Haas im übrigen, wie er bedauert, bislang noch nicht alle besuchen konnte. Aber er arbeite daran, in 42 Berliner Bädern war er bereits. Außerdem gehe er auch selber immer mal schwimmen. Das Gute, findet er: Man erkennt ihn noch nicht. Und so sehe er tatsächlich das echte Leben in den Bädern. Und nicht nur das, was er sehen soll.