In dieser Episode widmen wir uns einem faszinierenden Aspekt Adrian Kutters Schaffens: Wie ich es geschafft habe, Filme zu zeigen, die offiziell nicht mehr im Kino präsentiert werden dürfen, insbesondere Nazi-Propagandafilme, die im sogenannten "Giftschrank" liegen. Angefangen bei der Konzeptentwicklung, über die Kontaktaufnahme mit der Akademie für politische Bildung, bringe ich Licht in die Prozesse, die es ermöglichten, diese Filme im Kino zu zeigen. Dabei spielt der Film "Jud Süß" eine zentrale Rolle – ein Paradebeispiel für die Herausforderung und die Relevanz, sich mit unserer cineastischen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Mein Werdegang begann 1973, als ich nach meinem Studium in Mannheim nach Biberach zurückkehrte und entschloss, das Kino neu zu gestalten. Zwei große Theater übernahm ich, wobei ich ein Haus für anspruchsvolle Kommerzfilme und das andere als Filmkunstkino mit einem Schwerpunkt auf deutscher Filmkultur umfunktionierte. Hierbei wollte ich nicht nur Filme zeigen, sondern auch einen Dialog mit dem Publikum fördern. Daher entstand die Idee, Seminare zur Filmanalyse anzubieten, um den Zuschauern zu helfen, Filme auf einer tieferen Ebene zu betrachten. Beginnend mit einem Seminar über Filmanalyse habe ich zusammen mit Experten, vor allem Dr. Gerd Albrecht, eine Plattform geschaffen, um die Filmkunst in der breiten Öffentlichkeit sowie in Schulen zu belehren. Wir organisierten Schulvorstellungen und public screenings, kombiniert mit Diskussionen, die das Verständnis für Film und seine Geschichte vertiefen sollten. Durch diese Initiativen wurde das Interesse an unserer filmhistorischen Verantwortung geweckt und viele hatten die Möglichkeit, mit Hilfe von Experten in die Thematik des Nationalsozialismus einzutauchen. In diesen Seminaren konnten wir sogar vollständige Filme des Dritten Reiches zeigen, einschließlich der Propagandawochenschauen, die den Umgang mit dieser belastenden Zeit aufzeigten. Die Möglichkeit, die Filme auf diese Weise zu präsentieren, erforderte eine Genehmigung vom Bundesarchiv und eine sorgfältige Planung, um sicherzustellen, dass das Publikum in der angemessenen Rahmenbedingungen über die Filme diskutieren konnte. Im Laufe der Jahre haben wir zahlreiche Seminare zu unterschiedlichen zeitgeschichtlichen Themen veranstaltet. Als einer der ersten Schritte zur Aufklärung und Bildung über das Dritte Reich, haben wir spezifische Filmreihen kuratiert, die ein breites Publikum, darunter auch Schüler und Mitglieder der Bundeswehr, ansprachen. Diese Veranstaltungen fanden großes Interesse und trugen entscheidend zur Aufarbeitung der filmischen Geschichte bei. Durch den Austausch mit Delegationen aus anderen Ländern habe ich auch einen Einblick in die Filmproduktion in anderen Kulturen gewonnen. Bei der Zusammenarbeit mit Filmteams aus dem Ostblock und China erlebte ich nicht nur die Herausforderungen und Schönheiten ihrer Filmproduktionspraktiken, sondern auch, wie wichtig der interkulturelle Dialog in Zeiten politischer Spannungen ist. Diese Erfahrungen bereicherten meine Sicht auf das Kino als Medium der Verständigung und des Austauschs. Abschließend reflektiere ich die heutige Situation des Filmgeschäfts im Hinblick auf politische Strömungen. Ich sehe Parallelen zwischen der Rückkehr autoritärer Tendenzen und den Herausforderungen, denen sich die Filmkunst heute gegenübersieht. Gerade in solch kritischen Zeiten ist es umso wichtiger, sich mit der Filmgeschichte auseinanderzusetzen und den Dialog aufrechtzuerhalten. Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft relevante und bedeutende Geschichten erzählen können, indem wir die Lektionen der Vergangenheit nutzen, um die gegenwärtige und zukünftige Filmkultur zu gestalten.
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