• Die Kolibris, Beatles und Heidschi Bumbeidschi

  • 2020/06/03
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Die Kolibris, Beatles und Heidschi Bumbeidschi

  • サマリー

  • Ich klopfe an ihre Zimmertür auf der Palliativ-Station, um mich vorzustellen. Wir kennen uns noch nicht. Keine Reaktion. Behutsam öffne ich die Tür einen Spalt. Sie hat die Augen geschlossen, scheint ruhig zu schlafen. „Kommen Sie rein und singen Sie für mich", sagt sie unvermittelt. Ich betrete ihr Zimmer und entdecke, dass sie nicht allein ist. Ihr Mann und ihre Nichte sind zu Besuch. „Beatles" sagen alle, Beatles sei DIE Musik ihres Lebens. Beatles sollen es sein. Wir, die wir uns noch nie zuvor begegnet sind, knüpfen Kontakt über die Musik. Ein sehr schönes Beatles-Medley erklingt, Töne füllen den Raum, ich bin fasziniert, dass auch die junge Nichte so kraftvoll mitsingt und alle Songs zu kennen scheint. Dennoch – ich habe das Gefühl, ich erreiche sie nicht. Sie, um die es mir geht, sie in ihrem Bett. Als der Mann und die Nichte zu einem Kaffee aufbrechen, sagt sie genauso unvermittelt wie zum Beginn unserer Begegnung und ob ihres ebenfalls recht jungen Alters überraschend: „Aba Heidschi Bumbeidschi – kennen Sie das?!" „Ja", sage ich, „klar kenne ich das". „Können Sie das für mich sin- gen?" Klar kann ich das. Und da ist sie – eine unerklärliche Nähe, der Zauber der Musik mit all ihrer Bedeutung, die nur sie in diesem Bett ihr und der Situation zu geben vermag. Und dann erzählt sie: Wie gern sie Mutter geworden wäre, vom Abschied des Wunsches, eigene Kinder zu haben und vom bevorstehenden Abschied aus dieser Welt. Über ihrem Bett hängen zwei wunderschön bunte Kolibris aus Glas. Wer die mitgebracht hat, möchte ich wissen. „Meine Nichte", sagt sie. „Für die allerbeste Tante auf der ganzen Welt", sage ich. „Sie sind nicht Mutter geworden, aber Sie sind die aller- beste Tante, die man sich nur wünschen kann". Und dann lacht sie. Aba Heidschi Bumbeidschi. Über Musik wird in den schwer kranken und sterbenden Menschen oftmals ein Interesse geweckt, den roten Faden des eigenen Lebens noch mal von einer anderen Seite aufzurollen, ihn wieder zu entdecken und in die Hand zu nehmen. Die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Biografien der Menschen am Lebensende und ihren Verknüpfungen mit ihrer Musik ist immer eine Auseinandersetzung mit dem Leben in der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft. In der Momentaufnahme der Gegenwart entstehen Veränderungen der Lebenssituation, werden Fragen oder Gedanken, die uns umtreiben, sichtbar. Die Musik spannt dabei einen Bogen durch die Zeit und gibt der Lebensgeschichte eine Form und eine neue Gestalt. Scheinbar ist es uns Menschen ein tiefes Bedürfnis, Erlebtes in Sinnzusam- menhänge zu stellen. Dies geschieht – wenn auch zunächst auf ganz unbewusster Ebene – in der Begegnung in dieser Geschichte. Aba Heidschi Bumbeidschi entspringt einer besonderen Lebenssituation (der Tatsache, dass sie keine eigenen Kinder bekommen hat), die nun im Prozess ihres Abschieds aus dieser Welt (also mit Blick auf ihren Horizont, ihre Zukunft) wieder bedeutsam wird. Die Erinnerung an dieses Wiegenlied ist Ausdruck des Wunsches, ihrer „Biografie“ eine neue Form zu geben, sie neu zu „schreiben“, in andere Zusammenhänge zu stellen, neu anzusehen. Um noch einmal bei den Symbolen zu bleiben: Die Kolibris über ihrem Bett für die beste Tante der Welt gelten bei den Mayas als Boten einer neuen Welt. Die Mayas glauben, dass sie „aus der Zukunft in unsere Zeit gekommen sind, um Licht, Hoffnung und Liebe zu schenken und uns auf die neue Welt vorzubereiten. Sein Gesang sei eine „Melodie der Extase“. Ein Kolibri beinhaltet für die Maya die Fähigkeit, das Gute in jeder Situation zum Vorschein zu bringen. Ich wüsste nicht, was diese Situation ihrer Lebensbilanzierung, ihrer Biographie in neuen Sinnzusammenhängen besser beschreibt. Sie ist nicht Mutter geworden, doch sie ist ganz sicher die beste Tante, die man sich wünschen kann. Aba Heidschi Bumbeidschi.
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あらすじ・解説

Ich klopfe an ihre Zimmertür auf der Palliativ-Station, um mich vorzustellen. Wir kennen uns noch nicht. Keine Reaktion. Behutsam öffne ich die Tür einen Spalt. Sie hat die Augen geschlossen, scheint ruhig zu schlafen. „Kommen Sie rein und singen Sie für mich", sagt sie unvermittelt. Ich betrete ihr Zimmer und entdecke, dass sie nicht allein ist. Ihr Mann und ihre Nichte sind zu Besuch. „Beatles" sagen alle, Beatles sei DIE Musik ihres Lebens. Beatles sollen es sein. Wir, die wir uns noch nie zuvor begegnet sind, knüpfen Kontakt über die Musik. Ein sehr schönes Beatles-Medley erklingt, Töne füllen den Raum, ich bin fasziniert, dass auch die junge Nichte so kraftvoll mitsingt und alle Songs zu kennen scheint. Dennoch – ich habe das Gefühl, ich erreiche sie nicht. Sie, um die es mir geht, sie in ihrem Bett. Als der Mann und die Nichte zu einem Kaffee aufbrechen, sagt sie genauso unvermittelt wie zum Beginn unserer Begegnung und ob ihres ebenfalls recht jungen Alters überraschend: „Aba Heidschi Bumbeidschi – kennen Sie das?!" „Ja", sage ich, „klar kenne ich das". „Können Sie das für mich sin- gen?" Klar kann ich das. Und da ist sie – eine unerklärliche Nähe, der Zauber der Musik mit all ihrer Bedeutung, die nur sie in diesem Bett ihr und der Situation zu geben vermag. Und dann erzählt sie: Wie gern sie Mutter geworden wäre, vom Abschied des Wunsches, eigene Kinder zu haben und vom bevorstehenden Abschied aus dieser Welt. Über ihrem Bett hängen zwei wunderschön bunte Kolibris aus Glas. Wer die mitgebracht hat, möchte ich wissen. „Meine Nichte", sagt sie. „Für die allerbeste Tante auf der ganzen Welt", sage ich. „Sie sind nicht Mutter geworden, aber Sie sind die aller- beste Tante, die man sich nur wünschen kann". Und dann lacht sie. Aba Heidschi Bumbeidschi. Über Musik wird in den schwer kranken und sterbenden Menschen oftmals ein Interesse geweckt, den roten Faden des eigenen Lebens noch mal von einer anderen Seite aufzurollen, ihn wieder zu entdecken und in die Hand zu nehmen. Die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Biografien der Menschen am Lebensende und ihren Verknüpfungen mit ihrer Musik ist immer eine Auseinandersetzung mit dem Leben in der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft. In der Momentaufnahme der Gegenwart entstehen Veränderungen der Lebenssituation, werden Fragen oder Gedanken, die uns umtreiben, sichtbar. Die Musik spannt dabei einen Bogen durch die Zeit und gibt der Lebensgeschichte eine Form und eine neue Gestalt. Scheinbar ist es uns Menschen ein tiefes Bedürfnis, Erlebtes in Sinnzusam- menhänge zu stellen. Dies geschieht – wenn auch zunächst auf ganz unbewusster Ebene – in der Begegnung in dieser Geschichte. Aba Heidschi Bumbeidschi entspringt einer besonderen Lebenssituation (der Tatsache, dass sie keine eigenen Kinder bekommen hat), die nun im Prozess ihres Abschieds aus dieser Welt (also mit Blick auf ihren Horizont, ihre Zukunft) wieder bedeutsam wird. Die Erinnerung an dieses Wiegenlied ist Ausdruck des Wunsches, ihrer „Biografie“ eine neue Form zu geben, sie neu zu „schreiben“, in andere Zusammenhänge zu stellen, neu anzusehen. Um noch einmal bei den Symbolen zu bleiben: Die Kolibris über ihrem Bett für die beste Tante der Welt gelten bei den Mayas als Boten einer neuen Welt. Die Mayas glauben, dass sie „aus der Zukunft in unsere Zeit gekommen sind, um Licht, Hoffnung und Liebe zu schenken und uns auf die neue Welt vorzubereiten. Sein Gesang sei eine „Melodie der Extase“. Ein Kolibri beinhaltet für die Maya die Fähigkeit, das Gute in jeder Situation zum Vorschein zu bringen. Ich wüsste nicht, was diese Situation ihrer Lebensbilanzierung, ihrer Biographie in neuen Sinnzusammenhängen besser beschreibt. Sie ist nicht Mutter geworden, doch sie ist ganz sicher die beste Tante, die man sich wünschen kann. Aba Heidschi Bumbeidschi.

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