In dieser Folge trifft Alex auf Jean-Remy von Matt – einen der prägenden Kreativen der deutschen Werbegeschichte. Wir sprechen über die Magie der Kreativität, die für Jean-Remy vor allem in ihrer Ungewissheit liegt. Kreative Arbeit bedeutet, ohne klares Ziel zu beginnen. Eine Arbeit ohne Sicherheitsnetz. Ideen entstehen im Zweifel, im tastenden Suchen. Man weiß nicht, ob es sie gibt, ob sie tragen, ob hinter ihnen noch etwas Besseres wartet. Genau diese Unsicherheit macht kreative Arbeit zugleich anstrengend und unverzichtbar. Entscheidend sei für ihn immer ein Kriterium gewesen: Eine Idee müsse emotional bewegen. Tue sie das nicht, sei sie wertlos.
Von Matt erläutert seine Sicht, dass Künstliche Intelligenz das Mittelmaß schneller, günstiger und massenhaft produzieren kann. Austauschbarer Content werde die Folge sein. Gleichzeitig entstehe gerade dadurch wieder Raum für das Unverwechselbare, für menschliche Handschrift, Haltung und Urteil. Die eigentliche Sorge liege weniger in der Leistungsfähigkeit der KI als im möglichen Verlust kreativer Muskeln beim Menschen – im Verlernen des Denkens, Schreibens, Zweifelns. Fantasie, so von Matt, könne eine KI nicht entwickeln, weil sie nur Vergangenheit kombiniere, nicht Zukunft imaginiere.
Zentral wird das Thema Zeit. Von Matt erzählt von seiner Lebenszeituhr, einer Skulptur, die nicht die Vergangenheit zählt, sondern die verbleibende Zeit sichtbar macht. Eine ständige Erinnerung daran, wie kostbar und endlich Lebenszeit ist. Hoffnung, so eine seiner schärfsten Thesen, kostet oft zu viel davon: Menschen bleiben zu lange in falschen Jobs, Beziehungen oder Lebenssituationen, in der Erwartung, es werde schon besser. Diese Haltung spiegelt sich auch in seinem Buch "Am Ende". Ein radikales formales Experiment: Die besten Texte stehen am Anfang, die schwächeren folgen. Leserinnen und Leser dürfen jederzeit aufhören, ohne Angst, das Beste zu verpassen. Ein spielerischer, aber ernster Kommentar über Vergänglichkeit, Erwartungen und den Mut, Dinge zu beenden.
Zum Schluss spricht Jean-Remy von Matt über Personal Branding – nicht als Selbstdarstellung, sondern als Verantwortung. Wer Marken prägt, müsse auch für die eigene Haltung einstehen. In einer Welt, in der jeder mit einem Smartphone zum Medienhaus wird, ist Sichtbarkeit eine Chance – aber auch eine Verpflichtung.
Ein Gespräch über Kreativität ohne Gefälligkeitszwang, über Entscheidungen, die Zeit kosten oder retten, und über die Frage, was wirklich zählt, wenn man das Ende mitdenkt.
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Und zu seinem Insta: https://www.instagram.com/jeanremymatt/?hl=de
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