"(...) Geradeso wie es eine Inkarnation Luzifers im Beginn des 3. vorchristlichen Jahrtausends gegeben hat, wie es die Christus-Inkarnation gegeben hat zur Zeit des Mysteriums von Golgatha, so wird es einige Zeit nach unserem jetzigen Erdendasein, etwa auch im 3. nachchristlichen Jahrtausend, eine westliche Inkarnation des Wesens Ahriman geben. So daß man diesen Verlauf der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit zwischen nahezu sechs Jahrtausenden nur richtig versteht, wenn man ihn so auffaßt, daß an dem einen Pol eine luziferische Inkarnation steht, in der Mitte die Christus Inkarnation, an dem anderen Pol die Ahrimaninkarnation. Luzifer ist diejenige Macht, die im Menschen alle schwärmerischen Kräfte, alle falsch-mystischen Kräfte aufregt, alles dasjenige, was den Menschen über sich selber hinaufheben will, was gewissermaßen physiologisch das menschliche Blut in Unordnung bringen will, um den Menschen außer sich zu bringen.
Ahriman ist diejenige Macht, die den Menschen nüchtern, prosaisch, philiströs macht, die den Menschen verknöchert, die den Menschen zum Aberglauben des Materialismus bringt. Und das menschliche Wesen ist ja im wesentlichen die Bemühung, das Gleichgewicht zu halten zwischen der luziferischen und der ahrimanischen Macht; und der gegenwärtigen Menschheit hilft der Christus-Impuls, um dieses Gleichgewicht herzustellen. Also im Menschen sind fortwährend diese zwei Pole vorhanden, der luziferische und der ahrimanische. Aber geschichtlich finden wir, daß das Luziferische überwog in gewissen Strömungen der Kulturentwickelung der vorchristlichen Zeit und bis in die ersten Jahrhunderte der nachchristlichen Zeit hinein, daß dagegen Ahriman seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wirkt und immer stärker und stärker wird, bis eine wirkliche Inkarnation des Ahriman unter der westlichen Erdenmenschheit stattfinden wird. (...)"
Rudolf Steiner GA 193 Der innere Aspekt des sozialen Rätsels. Luziferische Vergangenheit und ahrimanische Zukunft. 9. Vortrag, Zürich, 27. Oktober 1919